Australien 2004 - 2. Woche

Montag, 02.02.2004 (402 km)

Das schlechte Wetter scheint jetzt wirklich vorbei zu sein, denn schon früh am Morgen scheint die Sonne vom klaren blauen Himmel. Für uns heißt es aber weiter Richtung Norden, das Tagesziel ist Kalgoorlie. Die Entfernung beträgt etwa 370km, wobei der größte Teil davon auf sogenannten Gravel Roads verläuft. Nachdem wir in Hyden noch getankt haben, fahren wir Richtung Norseman. Die Straße ist zwar unbefestigt und staubig, aber sonst ganz in Ordnung. Tempo 80 - 90 km/h sind meistens zu halten und schneller fährt unser Auto eh nicht. Es ist zwar kein starker Verkehr, aber so von Zeit zu Zeit kommt uns doch ein Auto entgegen. Als wir unterwegs mal Pause machen, bleiben die vorbeifahrenden Fahrzeuge sofort stehen und fragen, ob alles okay sei. Also verloren geht auf dieser Strecke niemand.

Nach etwa 200km biegen wir von dieser Straße Richtung Norden nach Coolgardie ab. Jetzt erwarten uns 139km Nebenstraße. Obwohl diese auf der Landkarte wie die Straße nach Norseman ausgewiesen ist, ist sie doch in deutlich schlechterem Zustand. Hier sind höhere Geschwindigkeiten nur selten zu erreichen, manchmal ist sogar Schrittgeschwindigkeit notwendig oder man muss erst mal stehenbleiben und schauen, wie man am besten durchkommt. Unser Auto muss dabei schon einiges leisten, meistert aber alle Hindernisse ohne Probleme. Mir macht das Fahren im Gelände richtig Spaß, wenn es auch durch permanente Konzentration recht anstrengend ist. Ich komme mir vor, wir bei der Gelände-Fahrschulausbildung in der Bundeswehr, nur dass der Sandkasten hier viel größer und schöner ist.

Unterwegs bleiben wir immer mal wieder stehen und genießen die Natur. Auf der Strecke ist nicht viel los; auf dem ganzen Stück kommt uns nur ein Fahrzeug entgegen. Dies ist ebenfalls ein Geländewagen, denn mit normalen PKWs dürfte ein Durchkommen schwierig sein.

Am späten Nachmittag erreichen wir in Coolgardie wieder die Hauptstraße und auf dieser geht's dann die letzten 40km nach Kalgoorlie. Wir machen zuerst mal eine Rundfahrt durch den Ort, um uns einen Überblick zu verschaffen. Dann fahren wir zum Campingplatz, wo wir uns für die nächsten 3 Nächte eine Ensuite Cabin mieten. Diese kleinen Häuschen sind komfortabel ausgestattet, wir brauchen das Wohnmobil nicht extra für die Nacht umzubauen und haben doch immer ein einsatzbereites Fahrzeug vor der Tür stehen.

Dies nutzen wir auch gleich aus und fahren zum Abendessen wieder in die Stadt. In einem 'Fish and Chips'-Schnellimbiss wollen wir uns diese englische Nationalspeise mal wieder zukommen lassen. Es gibt auch einige Tische zum gleich Hier-Essen. Wir kommen mit einem Griechen ins Gespräch, der für eine private Känguru-Aufzuchtstation Geld sammelt. Auch wir geben ihm die gewünschten 5 AUD und bekommen eine richtige Spendenquittung dafür. Er ist mit einer Philippinin verheiratet, wohnt mit seiner Familie in Perth und lädt uns ein, die Station in Perth zu besuchen.

Auf dem Platz habe ich die Funkstation mit dem 20m langen Draht gut aufbauen können, aber trotzdem gelingen mir keine Verbindungen nach Deutschland.

Dienstag, 03.02.2004 (94 km)

Heute fahren wir zuerst nach Kanowna, ca. 20 km nördlich von Kalgoorlie. Hier gibt es die Kanowna Belle Gold Mines, die wir besichtigen wollen. Es gibt zwar 2 Lookouts dort, aber zu sehen ist nicht viel.

In der Nähe befindet sich die alte Geisterstadt Kanowna. Aber irgendwie habe ich mir eine Geisterstadt anders vorgestellt. Es gibt nur noch einige Tafeln, auf denen steht, welches Haus hier mal gestanden hat. Von den Häusern selbst ist überhaupt nichts mehr zu sehen. Einzig vom Friedhof gibt es noch Zeugnisse der vergangenen Zeit. Allerdings sind einige Informationstafeln aufgestellt, aus denen man die gesamte damalige Geschichte ersehen kann. Kanowna wurde ca. 1880 gegründet und bereits ca. 1915 wieder aufgegeben. Die Goldfelder brachten nicht mehr genug und viele Goldgräber gingen in den Krieg. Ca. 1930 erblühte der Ort noch einmal für kurze Zeit, da es nun bessere Goldgewinnungsmethoden gab.

Wir fahren weiter zum 'Super-Pit'. Dies ist die größte im Tagebergwerk abgebaute Goldmine. Das 'Loch' wurde 1989 begonnen, ist zurzeit 330m tief, 1,4km breit und 3km lang und wächst noch weiter. Beeindruckend sind die dort eingesetzten Fahrzeuge. Die LKWs sind etwa 6m hoch und 8m breit, haben eine Ladekapazität von 52 Tonnen und ein Gesamtgewicht von 218 Tonnen. Der Tank fasst 3.790 l und der Motor hat 2.300 PS. Die auf dem Foto zu sehenden kleineren weißen Fahrzeuge sind normale Pickups. Leider findet an diesem Tag keine Sprengung statt, da noch genügend Material für die nächsten Tage vorhanden ist. Der Abbau von Gold rentiert sich, wenn in der Erde mindestens 2 g Gold pro Tonne Gestein ist. Hier sind es 5 - 10 g, sodass für die nächste Zeit genügend Arbeit vorhanden ist.

Die Goldfelder hier wurden 1893 von Iren (Paddy Hannan, Tom Flanagan, Daniel Shea) entdeckt. Nachdem sie innerhalb weniger Tage mehrere Kilo Gold gefunden hatten, ließen sie sich diesen Claim offiziell registrieren. Die 'goldene Meile' war geboren und es setzte ein richtiger Run in diese Gegend ein. Da es hier nur wenig Wasser gibt, wurde 1903 eine Wasserleitung von Perth nach Kalgoorlie gebaut (ca. 600km). Kalgoorlie und Boulder sind eigentlich 2 eigenständige Orte mit je einem Ortskern. Aber inzwischen sind sie zusammengewachsen und zu einer Stadt zusammengelegt worden: Kalgoorlie-Boulder. Die Stadt hat nun etwa 30.000 Einwohner, ist das Zentrum der gesamten Gegend und es gibt alle Einkaufsmöglichkeiten hier.

Später erkunden wir im Outback noch den Two-Up-Ring. Wir finden ihn zwar, aber seit Mitte 2003 findet hier nichts mehr statt. Entsprechend verlassen und ramponiert schaut der Ring jetzt auch aus, ein Besuch rentiert sich nicht mehr.

Mittwoch, 04.02.2004 (17 km)

Heute ist Ruhetag. Wir besuchen das örtliche Museum, in dem die gesamte Geschichte der Region dargestellt wird. Vor den Zeiten des Goldes war diese Region ein Zentrum des Sandelholzes (sandalwood). Dieses wird zu Pulver verarbeitet und ist Hauptbestandteil der chinesischen Räucherstäbchen. Danach holen die Bilder von der Entwicklung ab und füllen unsere Vorräte wieder auf. Für die nächsten Tage dürfte dies wohl die letzte komfortable Einkaufsmöglichkeit gewesen sein. Ansonsten genieße ich die 40°C im angenehm kühlen Swimming-Pool. Abends fahren wir zum Essen noch mal in die Stadt.

 
Donnerstag, 05.02.2004 (542 km)

Nach den Ruhetagen in Kalgoorlie heißt unser Tagesziel heute Wiluna. Die Fahrt dorthin ist ohne große Besonderheiten, die Straße ist sehr gut ausgebaut und, wie im Outback üblich, nur wenig befahren. Hier gibt es auch wieder die bis zu 53,5m langen Road-Trains. Da die Strecke auch keinen nennenswerten Hügel aufweist, kann meist eine Geschwindigkeit von 100 - 110 km/h gefahren werden. Das klappt sogar mit unserem Auto, wenn auch nach langem Anlauf, wird aber mit einem Diesel-Verbrauch von etwas über 15l/100km quittiert. Ansonsten schnurrt unser Diesel wie eine Nähmaschine - ohne Probleme.

Bei den Pausen flüchten wir wieder relativ schnell in die klimatisierte Fahrerkabine. Die hier gemessenen 30°C sind direkt angenehm zu den über 40°C außerhalb.

Wiluna selbst hat auch schon bessere Tage gesehen. In den Zeiten des Goldrausches (so um 1930) gab es hier mehrere Hotels, richtige Buslinien und 3 Hotels. Das ganze bei mehreren Tausend Einwohner. Heute hat der Ort noch etwa 1.000 Einwohner, aber 2 Supermärkte, 2 Tankstellen und einen einfachen, aber sauberen Campingplatz gibt's gleich hinter dem einzig übrig gebliebenen Hotel.

 
Freitag, 06.02.2004 (441 km)

Um 7h zeigt das Thermometer bereits 30°C, als wir den Platz um 8h verlassen sind es bereits 5° mehr. Direkt nach dem Platz endet der Ort und damit die Teerstraße. Jetzt liegen 187km Gravel Road sowie die fast unendlichen Weiten des australischen Outbacks vor uns. Nach 38km zweigt die legendäre Canning Stock Route von unserer Strecke in die Northern Territories ab. Unterwegs ist so gut wie kein Betrieb, einzig ein paar Warane, Kängurus und Emus suchen erschreckt das Weite. Als wir später auf dem Northern Highway Richtung Norden weiterfahren, ist die Strecke ebenfalls leer; nur ein paar Road-Trains sind hier unterwegs.

So erreichen wir bereits am frühen Nachmittag Newman. Hier gibt es die größte offene Eisenerzgrube der Welt. Das Erz wird in langen Güterzügen nach Port Headland transportiert, von dort geht es dann mit dem Schiff weiter in alle Welt. Einen ausrangierten LKW, der bis 1995 im Einsatz war, können wir vor dem Tourismus-Büro bestaunen. Er kann immerhin 220to Erz transportieren und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von über 400to.

Den Rest des Tages verbringen wir auf dem Campingplatz in Newman, in direktem Kontakt zum Swimming-Pool. Die letzten Tage betrug die Tagestemperatur so um die 44°C und heute ist es auch nicht anders. Zum Abend kommt richtig Leben auf den Platz. Hier wohnen sehr viele Minenarbeiter, die jetzt ihren Feierabend genießen. Der Job in den Minen wird außerordentlich gut bezahlt, deshalb arbeiten die Leute hier gerne für einige Jahre. Danach gehen sie wieder an die Küste zurück. Der gesamte Bereich von Norseman im Süden bis Newman / Tom Price wird durch die diversen Minen (Gold, Nickel, Kupfer, Eisenerz) geprägt. Ohne diese Bodenschätze wäre das Landesinnere tot, denn freiwillig kommt hier niemand hin (außer ein paar Touristen).

Samstag, 07.02.2004 (256 km)

Unser erstes Ziel heißt heute Eagles Rock Falls. Diese sind nur wenige km hinter Newman auf der Strecke Richtung Karijini Nationalpark. Die Straße dorthin ist natürlich wieder unbefestigt und wird immer schlechter. Als wir dann in einem trockenen Flussbett im Kies feststecken, ist Gisela mit den Nerven fast am Ende. Aber für mich bedeutet dies nur, dass jetzt 4-Rad-Antrieb erforderlich ist. Also aussteigen, die Freilaufnarben einrasten und innen auf 4H schalten, und schon geht's munter weiter. Allerdings kommen jetzt Passagen, die Giselas Nerven noch mehr belasten. Unser Auto meistert diese Extremstücke aber souverän. Wir haben jetzt den Eagle Rock Pool durchfahren und wie man auf dem Foto sieht, von Wasser weit und breit keine Spur. Da der Weg zu den Wasserfällen sehr schlecht ist, entschließen wir uns, umzudrehen. Die Wasserfälle fallen mangels Wasser aus. Leider übersehe ich beim Wenden eine aus der Erde stehende Akazien-Wurzel und reiße mir in die Innenflanke des Hinterreifens ein großes Loch. Das beigelegte Werkzeug, unterstützt von ein paar Steinen, ist jedoch ausreichend. Reifenwechsel bei etwa 40°C im Schatten, jedoch ist kein Schatten da, macht zwar keinen Spaß, aber nach etwa einer halben Stunde geht's wieder zurück.

Unterwegs sehen wir noch ein paar interessante Felsformationen. Unser Ziel ist jedoch das Murjina (Auski) Roadhouse. Hier wechsle ich den kaputten Reservereifen und wir bleiben gleich über Nacht. Es ist ein guter Ausgangspunkt für den Besuch des Karijini Nationalparks und dort wollen wir morgen möglichst früh hin.

Sonntag, 08.02.2004 (246 km)

Es ist uns mal gelungen, so richtig früh wegzukommen. Nach Tanken und Reifendruck-Überprüfung sind wir bereits vor 7h auf dem Weg in den Nationalpark. Bereits um diese Uhrzeit wird die Klimaanlage in der Fahrerkabine benötigt. Um kurz nach 8h erreichen wir den Eingang zum Park. Ein freundlicher Ranger erklärt uns, dass wir uns besser im Visitor Center einen 4-Wochen-Pass für 22,50AUD kaufen sollten als jedes Mal die 9AUD Eintritt zu bezahlen. Allerdings macht das Center erst um 10h auf. Dies ist allerdings nicht tragisch.

Wir fahren zuerst in Richtung Dales Gorge. Die Fortescue Falls führen das ganze Jahr über Wasser und in dem vorgelagerten Fern Pool sind bereits die ersten Schwimmer. Auch ich lasse mich sofort in das kühle Nass fallen. Es ist das einzige erfrischende Bad heute, denn die anderen Pools sind leider trocken, bzw. es ist so wenig Wasser drinnen, dass die Wasserqualität gewaltig gelitten hat. Im 2002 neu errichteten Visitor Center kaufen wir unseren Pass sowie einige Postkarten. Dann fahren wir zu den anderen Sehenswürdigkeiten weiter.

Die Straßen sind alles Gravel Roads, aber das ist ja mit unserem Fahrzeug kein Problem. Für normale Wohnmobile sind sie nur bedingt zu empfehlen, da die Wegequalität das Fahrwerk doch stark belastet. Aber die geplanten Wanderungen fallen weitestgehend aus. Wir haben nun über 50°C im Schatten, es ist nur wenig Schatten da und die Steine in den Schluchten speichern die Hitze und geben sie wieder an die Umgebung ab. Entsprechend sind dort die Temperaturen. Festes Schuhwerk ist unbedingt notwendig, da die Steine sehr heiß sind. Und wenn man sich auf den zum Teil engen Wegen am Felsen festhalten will, sollte man vorher deren Temperatur prüfen. Ansonsten kann es leicht zu Verbrennungen führen. Die trockene Luft veranlasst uns auch, sehr viel zu trinken. Mehrere Liter Wasser am Tag / Person sind normal.

Die Schluchten selbst sind schon sehr beeindruckend. Hier hat das Wasser im Laufe der Jahre sehr tiefe Gräben ins Gestein gegraben. Wenn sie auch unterschiedliche Namen haben und oft mehrere Kilometer voneinander getrennt sind, schauen sie doch alle irgendwie gleich aus. Wir verzichten deshalb auf eine Übernachtung im Park und fahren nach Tom Price weiter.

Wie sich hier herausstellt, war dies eine gute Entscheidung. Abgesehen davon, dass es hier immer noch 47°C sind und der Pool mit einer Wassertemperatur von 30°C als herrlich erfrischend angesehen wird, haben die hohen Temperaturen auch bei unserer 2. Batterie ihren Tribut gefordert. Obwohl wir die Kühlbox nur auf kleinster Leistung eingestellt hatten, war sie doch den ganzen Tag im Einsatz. Die Pausen haben unsere Kabinenbatterie leergesaugt und die nur wenigen Tageskilometer hatten keine Chance, sie wieder aufzuladen. Auf dem Campingplatz haben wir zwar wieder Strom für die Kühlbox, aber Licht gibt's heute in der Kabine keins. Zum Glück haben wir 2 Taschenlampen dabei. Irgendwie muss ich mir hier was einfallen lassen, die Sache wird langsam sehr lästig.

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