Australien 2004 - 5. Woche

Montag, 23.02.2004 (276 km)

Wir verlassen Geraldton in Richtung Süden. Nach etwa 100km biegen wir vom Brand Highway auf den Indian Ocean Drive ab. Dadurch bleiben wir an der Küste. Auf dem Highway hat man schon bemerkt, dass wir wieder in dichter besiedeltem Gebiet sind, es herrscht deutlich mehr Verkehr als im Norden. Ebenso hat sich das Tankstellenproblem gelöst, es gibt jetzt wieder ausreichend Tankmöglichkeiten.

Unsere erste Pause machen wir in Leeman. Das tiefblaue Wasser sowie die ruhige Hafenatmosphäre laden zum Verweilen ein. Nur wenige km südlich liegt Green Head. Hier hat sich wohl schon herumgesprochen, dass es am südlichen Ortsrand eine herrliche Badebucht gibt. Sie ist jedenfalls von Touristen gut besucht und in den angrenzenden öffentlichen Toiletten gibt's sogar Duschen.

Kurz danach erreichen wir unser Tagesziel, Cervantes. Hier beziehen wir den einzigen Campingplatz in der Gegend, von dem wir unseren Besuch der Pinnacles starten können. Diese waren ursprünglich ein Kalksteinberg, der an einigen Stellen durch die Vegetation aufgebrochen wurde. Der sich inzwischen auf dem Berg angesetzte Humus wurde durch den Wind abgetragen, ebenso die Stellen, an denen die Vegetation den Berg durchbrochen hatte. Die Zwischenräume wurden durch Sand aufgefüllt, der aber vom Wind weitergetragen wurde und wie Schmirgelpapier wirkt. Was man jetzt noch sieht, sind die Reste des Berges, tausende Säulen in unterschiedlicher Form und Größe. Sie sind bis zu 4m hoch und genau auf das Gebiet des früheren Berges begrenzt. Danach ist der Sand auch nicht mehr gelb sondern wieder weiß. Ein eigenartiges Naturphänomen, das viele Besucher anlockt und besonders gegen Abend ein schönes Schattenspiel erzeugt (soll bei Sonnenaufgang auch so sein, war uns aber zu früh). Es gibt einen 3,5km langen Rundkurs durch die Säulen, der auch mit normalen 2WD-Fahrzeugen befahren werden kann (gute Sandpiste, man fährt ja eh langsam).

Dienstag, 24.02.2004 (225 km)

Für heute haben wir uns etwas Besonderes vorgenommen - den Track von Cervantes nach Lancelin. An der Rezeption des Campingplatzes habe ich eine Karte für die Strecke bekommen und nun geht's los. Um es gleich vorwegzusagen: die Karte war nutzlos, da viel zu grob. Mit der wären wir heute noch unterwegs.

Die Strecke selbst erweist sich von Anfang an als sehr anspruchsvoll, der 3. Gang wird eigentlich nie benötigt, viel schneller als Schrittgeschwindigkeit sind wir selten. Es geht durch enge Buschreihen (zu eng für das Fahrzeug), tiefen Sand und über Felsen mit vielen Schlaglöchern. Wir verfahren uns einige Male, können aber wenden und den richtigen Weg finden. Ausgeschildert ist so gut wie nichts. Unterwegs müssen wir einige Kängurus aufscheuchen, die es sich im Schatten der Büsche auf dem Weg gemütlich gemacht haben und sich wohl fragen, was wir hier wollen. Als wir nach etwa 20km an einer Sanddüne scheitern, steht ein weiterer Wagen hinter uns. Es handelt sich um eine junge Familie aus Perth, die mit einem Toyota Landcruiser die Tour macht. Dieser Wagen ist schmaler und auch deutlich besser gefedert als unserer und kommt somit auch schneller voran. Zu zweit suchen wir nun zu Fuß einen Weg, um das Hindernis zu umfahren. Eine weitere Düne in der Nähe scheint passierbar und es funktioniert auch. Unser Campervan wühlt sich durch den Sand. Vorher hatten wir schon einige Passagen, bei denen ich Angst hatte, das Fahrzeug würde kippen; also hier aufgeben und zurückfahren wäre auch nicht gerade sehr ermutigend gewesen. Die anderen haben auch eine etwas bessere Karte und wir beschließen, die weitere Tour zusammen zu machen.

Irgendwann kommen wir am Strand an und damit auch deutlich schneller voran. Als ich allerdings eine kleine Sanddüne übersehe, wird das Fahrzeug ganz schön hochgehoben. Dabei öffnet sich das Dach. Die Verriegelung, die ich vorher zugemacht hatte, hatte sich auf beiden Seiten irgendwo unterwegs geöffnet (wahrscheinlich durch die Büsche). Eine zusätzliche Sicherung der Verriegelung ist zwar vom Hersteller vorgesehen, wird aber von Hertz nicht unterstützt. Nun ja, der gesamte Aufbau ist nun ordentlich verbogen und das Dach lässt sich nicht mehr schließen. Da wir kurz vor dem Hedge Settlement sind, fahren wir langsam weiter. Von einem freundlichen Einwohner bekommen wir den passenden Schraubenschlüssel und können das Ganze demontieren, richten und wieder einbauen. Danach gelingt es uns auch, das Dach wieder zu schließen. Mit dem richtigen Werkzeug ist die Reparatur ein Kinderspiel. Mit den beiden Vorhängeschlössern von den Seesäcken sichere ich die Bügel damit sie nicht wieder aufgehen. In dem Settlement, also nach etwa der Hälfte des Weges, können wir auch günstig eine selbstgezeichnete aber sehr genaue Wegeskizze erstehen. Der weitere Weg erweist sich zwar ebenfalls als schwierig, aber das Schlimmste haben wir hinter uns. Zudem ist die neue Skizze sehr hilfreich. Nach etwa 5 Stunden haben wir die 70km lange Strecke geschafft, und letzteres bin ich auch. Der weitere Weg nach Perth, wo wir auf einem Campingplatz für die letzten 4 Nächte einchecken, verläuft problemlos.

Wenn also jemand eine richtige Offroad-Tour machen will, sei der Weg von Cervantes nach Lancelin empfohlen. Allerdings sollte er diese Tour nicht alleine machen und am besten mit einem 'normalen' 4WD, der Safari Camper ist einfach zu breit. Die in Wedge Island gekaufte Karte kann von mir gegen frankierten Rückumschlag (Brief) kostenlos als Fotokopie angefordert werden.

Mittwoch, 25.02.2004 (116 km)

Nach dem harten Tag gestern lassen wir es heute in Ruhe angehen. Gegen Mittag fahren wir zu Camperworld. Ich hatte mit dem Chef des Familienunternehmens, Doug Logan, schon vorher E-Mail-Kontakt. Allerdings war da der Vertrag mit Boomerang-Reisen, der Flug, Hotelaufenthalte, Stopover und Camper beinhaltete, schon unterschrieben. Nachdem mir Boomerang mitteilte, dass Hertz den gewünschten Luxury-Camper nicht bereitstellen könne und ich die Alternativ-Angebote ablehnte, wollte ich ja das Fahrzeug einfach aus dem Vertrag ausklammern. Ich hätte dann den Wagen direkt von Camperworld gemietet. Dort hatte ich schon eine unverbindliche Reservierung vorgenommen, doch am nächsten Tag wurde mir mitgeteilt, dass Hertz nun doch liefern könne. Leider, sonst wäre der Urlaub gut 1.000 Euro billiger geworden.

Nachdem wir ja noch viel Zeit haben, fahren wir nach Fremantle. Hier mündet der Swan River in den Ozean und es ist die eigentliche Siedlungsstadt von Perth, denn die ersten Siedler kamen mit dem Schiff in Fremantle an. Perth wurde erst später gegründet. Um 13h erleben wir, wie die aktuelle Zeit den Schiffern mitgeteilt wurde. Um 12.57h wird ein großer schwarzer Ball am Fahnenmasten aufgezogen. Punkt 13h, gesteuert durch das geographische Institut in Perth, erfolgt ein Schuss aus einer Kanone, Gleichzeitig fällt der Ball etwa 4m tiefer. Die Seeleute konnten somit damit früher ihre Uhren justieren. Inzwischen ist es nur ein Spektakel für Touristen.

Fremantle ist eine schöne Stadt, aber man hat den Eindruck, es ist die 'Food-Mall' für Perth. Hier gibt es so viele Restaurants, Bars, Cafés, usw., dass wirklich niemand verhungern oder verdursten muss. Wir leisten uns im Hafen eine Portion Fish'n'Ships. Das Ganze ist hier zwar etwas teurer, aber eine Portion reicht locker für uns zwei. Danach bummeln wir etwas durch die Innenstadt und fahren später wieder nach Perth zurück.

Das Abendessen genießen wir dieses Mal beim Sizzler im Ortsteil Kelmscott.

Donnerstag, 26.02.2004 (3 km)
Wir wollen heute nochmals die vom blauen Himmel scheinende Sonne genießen und beschließen, auf dem Campingplatz zu bleiben. Nach dem Frühstück machen wir uns ans Auto, die Spuren der letzten Tage einigermaßen zu beseitigen und innen sauber zu machen. Der Aufbau hat die Fahrt durch die Büsche sehr gut überstanden. Was ich erst für Kratzer hielt, sind die Reste der Äste. Und diese lassen sich gut abwischen. Nach gut einer Stunde ist das Fahrzeug übergabebereit.
Wir verbringen nun noch einige Stunden am Pool, denn in Deutschland werden wir auf solches Wetter doch noch etwas warten müssen. Abends fahren wir ins nahe gelegene Einkaufszentrum. Das Fahrzeug wird zum letzten Mal vollgetankt und wir lassen uns dort gleich das Abendessen schmecken.
Freitag, 27.02.2004 (11 km)

Heute geben wir zuerst das Fahrzeug bei Hertz wieder ab. Dies erfolgt völlig unproblematisch und schnell.

Anschließend fahren wir mit dem Zug in die City, bummeln etwas durch die Einkaufsstraßen und landen danach am Swan River, wo wir eine River Cruise nach Fremantle und zurück buchen. Bei herrlichem Wetter starten wir mit der 'Captain Cook' den Fluss abwärts. Unterwegs bekommen wir viele Informationen über die angrenzenden Häuser. Hier ist wirklich alles bebaut und die Baulandpreise sind die höchsten in ganz Australien. Ebenso wird jede Flussbiegung als Yachthafen genutzt. Von Perth nach Fremantle sind hier bestimmt einige hundert private Schiffe vor Anker. Insgesamt ist diese Tour sehr empfehlenswert.

Zurück in Perth fahren wir mit der Fähre nochmals über den Swan River und können so das ganze Panorama der Stadt genießen. Wie auch in Sydney ist die Innenstadt überschaubar und bequem zu Fuß zu besichtigen. Als wir hier ankamen, war die Stadt bereits um 19h so gut wie tot und ausgestorben, freitags ist dies jedoch anders. Die Geschäfte und Lokale haben bis weit in die Nacht geöffnet und es scheint, dass ganz Perth noch auf den Beinen ist. Wir finden jedenfalls problemlos etwas zum Abendessen - und verpassen danach unseren Bus zum Campingplatz um etwa 1 Minute (wir sehen ihn noch wegfahren). Na ja, nach einer Stunde, die wir wieder in der City verbringen, bringt uns der nächste sicher zum Campingplatz zurück.

Samstag, 28.02.2004

Heute heißt es Abschied nehmen von Australien. Wir checken schon zeitig vom Campingplatz aus und fahren mit dem Taxi zum internationalen Flughafen von Perth. Hier warten wir in der Lounge auf den Abflug der Maschine nach Frankfurt über Bandar Seri Begawan und Bangkok. Das Wetter an diesem Morgen in Perth: sonnig, keine Wolken und etwa 28°C.

Aber es soll anders als geplant kommen. Die Maschine hebt pünktlich ab und wir haben eine herrliche Sicht über Perth sowie die Küste. Wir fliegen zuerst den Swan River abwärts und drehen dann über Fremantle nach Norden ab. Kurz danach, in einer Höhe von etwa 3.600m wird das Flugzeug von einem lauten Schlag erschüttert und wir verlieren sehr schnell an Höhe. Die 767 fliegt nur noch mit einem Triebwerk, das andere hat es zerrissen. Das Flugzeug dreht kurz danach über Osten wieder nach Süden und die Crew bereitet alles für eine Landung vor. Dem Piloten gelingt eine raue aber doch sichere Notlandung in Perth, die Feuerwehr steht bereits mit laufendem Rotlicht an der gesamten Landebahn bereit, braucht aber nicht einzugreifen. Da die Maschine mit einem Triebwerk auch nur wenig Umkehrschub aufbringen kann, benötigen wir die gesamte Landebahn. Nach einer Stunde Flugzeit beenden wir unseren Rundflug über Perth. Immerhin haben wir die zweifelhafte Ehre, den ersten Totalausfall eines Triebwerkes in der Geschichte der Royal Brunei Airlines erlebt zu haben.

Es ist jetzt 13h30. Die Lounge hat geschlossen, wird aber wieder für uns geöffnet. Bis 15h ist keinerlei Auskunft zu erhalten, das Flugzeug steht aber in Sichtweite, das Triebwerk offen. Gegen 16h soll eine offizielle Stellungnahme der Royal Brunei erfolgen, doch es kommt nichts. Von einem australischen Techniker erfahre ich, dass dieses Flugzeug definitiv heute nicht mehr fliegen wird. Um 17h wird uns mitgeteilt, dass wir ab 18h unser Gepäck wiederbekommen. Dann erfolgt die gleiche Prozedur wie bei der Einreise, allerdings in vereinfachter Form. Es dauert dann noch bis 20h, bis wir wissen, dass eine neue Maschine von Brunei unterwegs ist. Irgendwie sind der Flughafen Perth sowie die Angestellten der RBA zwar hilfsbereit aber total überfordert. Es ist alles ziemlich chaotisch. Wir erhalten einen Gutschein für ein Abendessen im Flughafen; alle Restaurants und Schnellimbisse werden wieder geöffnet. Der Gutschein hat einen Wert von 13,10AUD und ist bei den Shop-Betreibern sehr beliebt, da die meisten unter diesem Wert bleiben. Ab 22h können wir unser Gepäck wieder einchecken und treffen uns um 22h30 wieder in der Lounge. So langsam fühle ich mich hier fast wie zuhause. Zu essen brauche ich nichts mehr und die Getränkeversorgung hier lässt keine Wünsche offen. Um 2h30 soll unser neuer Flug nach Brunei gehen, doch dazu mehr morgen.

Sonntag, 29.02.2004

Natürlich ging um 2h30 noch gar nichts. Aber zumindest ist ein neues Flugzeug eingetroffen, mit dem wir um 4h den Flughafen Perth (wieder) verlassen. Dass es sich um ein nagelneues Flugzeug, Typ Airbus A320 handelt, merkt man sofort. Soviel Platz hat man in einer Boeing 767 wirklich nicht und ruhiger fliegt die Maschine auch noch. So kommen die meisten während des Fluges doch noch zu etwas Schlaf. In Bandar Seri Begawan erfolgt wieder die übliche Prozedur: warten. Nach über einer Stunde fahren wir mit dem Bus in ein Hotel, in dem wir den Tag über bleiben können. Leider haben wir kein Gepäck dabei, da dieses direkt durchgecheckt wird, aber zumindest können wir duschen und uns ein bisschen in aller Ruhe hinlegen. Beim Mittagessen komme ich mit Teilnehmern einer anderen, durch RBA hier einquartierten Gruppe, ins Gespräch. Sie waren mit mehrstündiger Verspätung von Frankfurt nach Brunei geflogen. Ihre Anschlussflüge waren jedoch alle weg. Da die RBA nicht jedes Ziel jeden Tag anfliegt, müssen sie hier nun einige Tage warten, bis es weiter nach Auckland geht. Zumindest organisiert die RBA für diese Teilnehmer eine kostenlose Stadtrundfahrt, an der auch einige von unserer Gruppe daran teilnehmen.

Wir werden am Abend wieder zum Flughafen gebracht. Von hier geht es mit der uns von der Strecke Frankfurt-Bandar bekannten 767 weiter nach London. Zum Glück haben wir in Abu Dhabi einen Zwischenaufenthalt, bei dem wir die Maschine verlassen müssen. So kann man sich wenigstens mal wieder etwas bewegen und wir können uns mal den Flughafen ansehen. In London kommen wir am Montag sogar ziemlich pünktlich an. Allerdings dürfen wir dann noch ein paar Ehrenrunden drehen, bis wir landen dürfen.

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